Götterfunken 2009
Ludwig van, Friedrich von ... und die Demokratie


Was sind schon 60 Jahre gegen 250!
Aus Anlass seines runden Geburtstags und des Verfassungs­jubiläums schaut Friedrich Schiller in Bonn vorbei und begegnet seinem großen musikalischen Zeitgenossen. Zwischen Gestern und Heute verstricken sich die beiden Klassiker nicht nur verbal in Politik, Literatur und Musik . . . Eine Auseinandersetzung als Untermalung von Musik - Mehr als eine "Europahymne".






















Götterfunken
... im Plenarsaal des Alten Wasserwerks

mit 100 beteiligten Schülerinnen und Schülern aus 13 Bonner Schulen











Beethoven: Dominik Söns
Schiller: Moritz Preisler
Abgeordneter, Moderator, Thomas Mann: Alexander Sehan
Abgeordneter, Moderator, Körner: Denis Leupold
Sitzungspräsident, Reich-Ranicki, Sapieha: Martin Grützner
Minna Stock, Frau Bundespräsidentin, Assistentin: Konstanze Palm
Klaviertrio: Konstantin Schürholt (Klavier), Jella Linnert (Violone), Paul Rittel (Violoncello)
Klaviersonaten: Johanna Thiele
Chorbeiträge: Helmholtz-Chor, Leitung: Johannes Laas
Orchester der Donatus- und Beethoven-Grundschule, Leitung: Julia Kartaschowa, Julia Eckert

Regie: Joe Knipp
Bühne und Kostüme: Heidi Hellberg, Ursula Brückner
Technik:Raoul Zillani, Joseph Walterscheid
Text, Dramaturgie, Gesamtleitung: Solveig Palm

GÖTTERFUNKEN





Leserbrief aus dem Generalanzeiger:

Während Paavo Järvi in der Beethovenhalle seinen triumphalen Höhepunkt mit Beethovens Neunter erklomm, sprühten auch im Alten Wasserwerk die „Götterfunken“.
Der Generalanzeiger hat die Idee des dort leider nur einmalig aufgeführten Stücks sehr gut zusammengefasst. Leider wurde es versäumt, auch nur einen einzigen der immer wieder überraschend begabten jungen Menschen, die Solveig Palm für Ihre Stücke zusammenwirken lässt, zu benennen. Weder die Initiatorin, Organisatorin und Autorin dieses Großprojektes wurde namentlich erwähnt noch der Regisseur oder auch nur einer der zahlreichen Protagonisten. Da dieses Versäumnis leider auch schon bei dem Fernsehbeitrag des WDR dazu in der letzten Woche zu beklagen ist, sei dies deshalb nachgeholt.
Denn jeder der hier auf den Punkt eingesetzten Solisten verdient es, hervorgehoben zu werden. Welches Wagnis Solveig Palm in ihren Projekten immer wieder eingeht, ist schon in der Besetzung der beiden Hauptprotagonisten Beethoven und Schiller deutlich: Der 16jährige Moritz Preisler stand mit der großen und anspruchsvollen Rolle als Schiller zum ersten Mal auf einer Bühne und meisterte seine Aufgabe, der energiegeladenen Wut des Beethoven von Dominik Söns (zuletzt zu sehen als „Podesta“ in Mozarts „Gärtnerin aus Liebe“) die besonnene Klarheit der Aufklärung entgegenzusetzen. Je drei Rollen hatten Alexander Sehan (15) und Denis Leupold (18) zu bewältigen. Als Bundestagsredner, die Schillers "Trinklied" zum besten geben, als Fernsehmoderatoren, die mit der Lifesituation von Wahlstudios zu kämpfen hatten, aber auch als historische Figuren (Thomas Mann, Körner) ließ Regisseur Joe Knipp ihrer Spielfreude freien Lauf. Als „MRR“, Moderator des literarischen Quartetts (in diesem Fall „Quintetts“) lieferte Martin Grützner eine parodistische Meisterleistung mit viel feuchter Aussprache, vor allem als es um das „Fugen-S“ in der Verfassungspräambel ging, über die im Bundestag jahrelang diskutiert wurde. Die elfjährige Konstanze Palm entzückte als junge Schiller-Freundin Minna Stock und überzeugte mit ihrer besonnenen Intelligenz als „Frau Bundespräsidentin“ das Publikum davon, dass man sich auch mit 11 schon ein Bild von den Aufgaben der Politik machen kann – zumal in einem Wahljahr.
Den anrührenden Schlusspunkt setzte die neunjährige Livia Bufi mit der ganz allein, ohne Begleitung gesungenen „Ode an die Freude“.
Neben den schauspielerischen sind ebenso die geschickt einmontierten musikalischen Beiträge hervorzuheben. Der Helmholtz-Chor ist unter der Leitung von Johannes Laas (mit Solo-Einlagen von Christine Heßeler) sicher einer der besten Bonner Schulchöre geworden. Jella Linnert (Violine), Konstantin Schürholt (Klavier) und Paul Rittel (Cello) fügten mit Beethovens „Gassenhauer-Trio“ eine „musikalische Diskussion“ gestimmter Individuen ein, die noch einen gesonderten Auftritt in einem Posttower-Konzert rechtfertigt. Anlass zur Hoffnung gibt auch das Beethoven-Spiel der erst 14jährigen Johanna Thiele, die Sätze aus der „Appassionata“ und der „Pathetique“ in den abschließenden „Wahlabend“ einwarf.
Trotz des durchwegs hohen Anspruchs fügte sich auch das 40köpfige Grundschulorchester (Donatusschule und Beethovenschule) organisch ins Geschehen ein. So konnten auch unter 10jährige eine Ahnung davon bekommen, welcher Kosmos sich über der Musik, die sie da spielten, öffnen lässt.
Ein Projekt, dessen Gelingen erheblichen Aufwand erfordert – nicht nur wegen des auch hier wieder anspruchsvollen Textes von Solveig Palm, der dem Verständnis junger Menschen – bewusst – viel abverlangt. Diesen Anspruch wusste der Kölner Regisseur Joe Knipp durch eine von großer Spielfreude gekennzeichnete Inszenierung des komplexen Stoffes aufzulockern. Da der Plenarsaal des Alten Wasserwerks die vollkommen passende Kulisse bot, auf die das Stück auch zugeschnitten war, bedurfte es kaum eines Bühnenbildes. Heidi Hellbergs schwarz-rot-goldene Farbtupfer in den Kostümen, vor allem aber ihr riesiger origami-gefalteter Kranich über dem „Flügel“, aus dem Beethoven erklang, bildete ein wundervolles Gegengewicht zum Bundesadler an der Stirnseite, vor dem die jungen Menschen gesprochen und gesungen Schiller zitierten: „wo dein sanfter Flügel weilt“.



das war:
Samstag
12. September 2009,
20.00 Uhr
im "Alten Wasserwerk" (WCCB)
Regierungsviertel (Hermann Ehlers-Str.)

Eintritt: 18,- Euro, erm. 9,- Euro bei www.bonnticket.de, und allen Vorverkaufsstellen
email:
tickets@bonnticket.de





Bilder aus der Ausschnittpräsentation
am Samstag 23. Mai 09, "Tag der Demokratie" - Museumsmeilenfest
Auf der Zeltbühne am Museumsplatz
13.30 Uhr und 16.00 Uhr


Rezitation, theatralische und musikalische "Zitate" und zeitgenössische Zaungäste der Klassiker werden den Diskurs der beiden "Heroen" künstlerisch-sinnlich erlebbar machen.

Das Projekt wird maßgeblich gefördert durch

Für Unterstützung bedankt sich Ludwig van B. bei: dem Deutschen Musikrat, der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, der Bonner Fahnenfabrik, dem Verein Hardtberg Kultur e.V., dem Theater Bonn, Ursula Brückner sowie Herrn Dr. Stephan Eisel.